Das Arbeitszeitmodell der Lehrer, einfach erklärt

Der Userkommentar (derStandard.at / von Helga Eisenköck) ist die richtige Antwort an den Wiener Bürgermeister. Sie ist Deutschlehrerin und erklärt ihm, was neben den Stunden in der Klasse alles zu tun ist.
Die Arbeitszeit einer Lehrer/in endet nicht nach den geleisteten Unterrichtsstunden.
Lieber Herr Häupl, ich als Lehrerin weiß, dass Schüler auf ganz unterschiedliche Art und Weise lernen. Daher bemühe ich mich, komplizierte Sachverhalte mehrmals und in abwechslungsreicher Form zu erklären, damit sie jeder verstehen kann.
Ich bin überzeugt davon, dass Ihnen das Arbeitszeitmodell von Lehrern schon oft erklärt worden ist, aber vielleicht noch nicht auf die richtige Art und Weise. Daher probiere ich das an dieser Stelle noch einmal:
Lehrer sind 20 Stunden pro Woche im Unterricht.
Darüber hinaus bereiten sich Lehrer auf ihren Unterricht, auf die Zentralmatura und die Oberstufenreform vor und vor allem korrigieren sie eine Unzahl von Hausübungen, Tests und Schularbeiten. Ich – und jetzt arbeite ich mit einem Beispiel, damit Sie eine bessere Vorstellung davon bekommen – unterrichte neun Klassen in Deutsch an einer HTL. Das sind etwa 200 Schülerinnen und Schüler, die Texte verfassen und eine Rückmeldung erwarten.
Lehrer sind Klassenvorstände mit all der Bürokratie, die dazugehört (Fehlstundenkontrolle, Notenlisten, Praktikumsbestätigungen et cetera) und all den zwischenmenschlichen Aspekten, die größere Gruppen von Jugendlichen mit sich bringen (Klassenklima, kulturelle und soziale Unterschiede, Motivation, Versagensängste et cetera).
Darüber hinaus haben Lehrer Konferenzen (in Ihrer Branche nennt man das Meeting oder Jour fixe), Elternsprechtage, Sprechstunden, Tage der offenen Tür, Info-Cafes, Info-Abende, Berufsinformationsmessen, Technik-Rallyes, die lange Nacht der Forschung, mehrtägige Schulveranstaltungen, Fortbildungsveranstaltungen et cetera.
Wenn Sie gut aufgepasst haben ...
So, lieber Herr Häupl, wenn Sie gut aufgepasst haben, dann verstehen Sie jetzt sicher, warum ich nicht am Dienstagnachmittag mit meiner Arbeit fertig bin. Wenn ich allerdings mit derselben Qualität Lehrerin wäre, mit der Sie Ihre öffentlichen Aussagen vorbereiten, dann wäre ich schon montagmorgens fertig.
Für Fragen stehe ich immer gerne zur Verfügung. Meine Sprechstunde ist dienstags von 13:25 bis 14:15 Uhr.

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