Konservative Ökonom/innen rufen nach Schulbuchzensur

Konservative Ökonom/innen rufen nach Schulbuchzensur

Kommentar von Wilfried Mayr (ÖLI-UG)

Jetzt komm ich aber wirklich in Fahrt! Christian Felber von ATTAC ist ganz sicher, auch wegen seiner Argumentations>KOMPETENZ, idealer Vertreter jener kritischen WirtschaftsbeobachterInnen, deren wir, spätestens seit 2008 leicht nachvollziehbar, viel zu wenige haben!
Wenn nun ein Klüngel von neoliberalen Unverbesserlichen meint, auf erpresserische Art mittels finanziellem Druck Zensur ausüben zu können, dann wünsche ich denen einen möglichst umfassenden Misserfolg in diesem ihren Bemühen !

11.04.2016


Konservative Ökonom/innen rufen nach Schulbuchzensur

Lehrplanaspekt: Kommentar von Renate Brunnbauer (ÖLI-UG)
Angesichts der im Standard berichteten heftigen Reaktion der empörten Unterzeichner der Petition an das BMBF, muss man bezweifeln, ob deren Anmerkung, man teile das Ziel, "unterschiedliche Wirtschaftstheorien und Fragestellungen der Ökonomie vorzustellen", tatsächlich ernst gemeint sein kann. Ein derartiges Ziel ist keine persönliche Grundhaltung, die österreichische PädagogInnen oder SchulbuchautorInnen quasi privat wählen oder gewichten können. Es gehört vielmehr zu den grundlegenden Bestimmungen der Lehrpläne aller Schultypen.

Der Grundsatzerlass, der politische Bildung als Unterrichtsprinzip für alle Fächer und für alle Schultypen festlegt, wurde erstmals 1978 als konsensfähige Fassung von Vertretern der Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ formuliert und 1994 unverändert wiederverkündet.

Die aktuelle Fassung Des Grundsatzerlasses aus dem Jahr 2015 nimmt ebenso wie der ursprüngliche Wortlaut zu Beginn Bezug auf §2 des SCHOG aus dem Jahr 1962, um die gesetzliche Verankerung der politischen Bildung klarzustellen. Sogar die sehr konsensorientierten und an Staatsbürgerkunde orientierten Formulierungen des Jahres 1978 lassen die Prinzipien des Beutelsbacher Konsenses anklingen - im aktuellen Erlass von 2015 werden sie explizit angeführt.

Das bedeutet, dass in allen österreichischen Klassenzimmern die Prinzipien des Überwältigungsverbots, der SchülerInneorientiertheit und das Kontroversitätsgebot zu beachten sind. Der Erlass fordert explizit, dass „bei der Umsetzung Politischer Bildung der Begegnung mit Personen und Institutionen des Politischen (Politik, Interes-sensvertretungen, NGOs, Bürgerinitiativen, Medien, etc.) eine besondere Rolle zukommt.“ Gerade das Kontro-versitäts gebot „erfordert neben einer didaktischen Aufbereitung und dem Abbilden von Kontroversen aus Politik und Gesellschaft im Unterricht auch das Zulassen und Fördern von Gegenpositionen und deren Begründung.“

PädagogInnen wie SchulbuchautorInnen haben den Auftrag, über die rein fachwissenschaftliche Darstellung hinauszugehen: Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.

Zwar schlagen die 26 protestierenden Ökonomen fachwissenschaftlich anerkannte Wissenschafter als Alternative zu Christian Felber vor, ihre kategorische Ablehnung der Erwähnung Felbers ist aber mit den aktuellen Lehrplanvorgaben dennoch nicht in Einklang zu bringen. Die zunehmende gesellschaftliche und politische Bedeutung der Gemeinwohlökonomie von Christian Felber mag manchen Ökonomen nicht gefallen, sie ist dennoch real und deswegen im Unterricht relevant und zulässig.

10.04.2016


Konservative Ökonom/innen rufen nach Schulbuchzensur

Kommentar von Gerhard Pušnik (ÖLI-UG):
Im Jahre 1895 wurde ein Physiker auf den Lehrstuhl für Philosophie an die Wiener Universität berufen. Sein Name: Ernst Mach.
Im Jahre 1868 wurde ein Student (!) an die Basler Universität auf den Lehrstuhl für griechische Sprache und Literatur berufen. Sein Name: Friedrich Nietzsche.
Felber ist natürlich nicht Ernst Mach und auch nicht F. Nietzsche.
Aber daran sieht man, wie oberflächlich die Kritik der Unterschriftensammler ist und bleibt.
Für aufgeweckte LehrerInnen, die wissen, wie problematisch und hinterfragenswert Schulbücher oft sind, ist das doch ein Anlass, um gerade darauf und auch auf die Beliebigkeit aktueller wirtschaftswissenschaftlicher Theorien hinzuweisen und wohl auch darauf, dass die sogenannten Ökonomen alle zusammen nichts neben Karl Marx verloren haben.

09.04.2016


Konservative Ökonom/innen empört über AHS – Lehrbuch

"Geospots" ist ein Schulbuch für die siebte und achte Klasse der AHS. Darin wird Christian Felber, Erfinder der Gemeinwohl-Ökonomie und Mitbegründer von Attac Österreich, neben Ökonomen wie Keynes, Marx, Friedman und Hayek als Wirtschaftstheoretiker genannt.
Eine Gruppe von Ökonomen will mit einem Protestbrief dafür sorgen, dass Christian Felber aus einem Lehrbuch für Gymnasien gestrichen wird.
Es ist ja nichts neues, dass vor allem konservative Wirtschaftswissensafter Christian Felber attackieren, weil er mit seiner alternativen Gemeinwohl-Ökonomie nicht nur ihre, meist auf Hayek aufbauenden Wirtschaftstheorien in Frage stellt, sondern damit auch sehr erfolgreich ist.
Aber dass sich jetzt diese Herren, nach dem was in den letzten 10 Jahren wirtschaftlich passiert ist, auch noch in die inhaltliche Gestaltung der Schulbücher einmischen, ist dreist. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass in diesem Schulbuch den beiden Kapitalisten gleich drei sozial orientierte Wirtschaftstheoretiker gegenüberstehen.

 

In gleich drei Standardbeiträgen wird über die Empörung Österreichs konservativer Wirtschaftswissenschafter berichtet. Nach Meinung dieser Empörten darf in einem Schulbuch nur erwähnt werden, wer ein einschlägiges Studium absolviert hat und eine von dieser Community anerkannte wissenschaftliche Publikationsliste vorzuweisen hat. Wäre Felber ein Scharlatan, hätte er allerdings seinen seit Jahren laufenden Lehrauftrag an der Wiener Wirtschaftsuni längst verloren.

Erstaunlich ist ihr, in ihrem Brief ans Bildungsministerium geäußerte Vorschlag, statt Christian Felber die großartigen Ökonom/innen Elinor Ostrom, Joseph Stiglitz, Paul Krugman und Thomas Piketty in das Schulbuch aufzunehmen. Unterstreichen sie damit doch die Bedeutung Felbers Gemeinwohl-Ökonomie. In einer Welt, in der immer noch eine menschenfeindliche Wirtschaftsideologie von den meisten einflussreichen Ökonomen vertreten wird, die für die schweren Wirtschafts- und Finanzkrisen der letzten Jahre verantwortlich ist, sollten vor allem Menschen, die für eine faire, soziale und menschliche Wirtschaft und Gesellschaft eintreten in unseren Schulbüchern präsent sein. Und nicht nur deshalb und nicht nur in dieser Sacher muss man solchen politisch motivierten Initiativen entschieden entgegentreten.

08.04.2016


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