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Konzepte für Schule im Herbst 2022/23

Luftreiniger an der Volksschule Gschwendt im steirischen Kumberg. Foto: LUX Österreich GmbH, hochgeladen von HG.
Luftreiniger an der Volksschule Gschwendt im steirischen Kumberg. Foto: LUX Österreich GmbH, hochgeladen von HG.

Hannes Grünbichler - Co-Vorsitzender der Unabhängigen Lehrergewerkschafter:innen der ÖLI-UG - verlangt in einem Interview mit PULS 24 von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) „endlich“ konkrete Corona-Pläne für den Herbst an Österreichs Schulen.

 

Die Ausfälle aufgrund von Corona-Infektionen werden an den Schulen weniger und trotzdem arbeiten wir wegen der Pandemie an der Grenze der Belastbarkeit sagt er im Interview mit PULS 24 (hier). Man habe zwei Jahre Pandemie „mit sehr vielen Supplierstunden, sehr viel administrativer Arbeit“ hinter sich gebracht, erklärt er, man wurde allerdings „nicht entlastet“. Die betrifft vor allem „die Arbeit, die nicht mit dem Unterricht in Zusammenhang steht“, wie beispielsweise das Testmanagement.

 

Grünbichler wünscht sich von Bildungsminister Martin Polaschek einen Ausblick auf die Zeit nach dem Sommer. Die Lehrkräfte würden zwar „aus den Medien erfahren, dass er sehr hart arbeitet“, dies sollte aber auch bedeuten, dass „endlich“ die Zeit für das Präsentieren von Konzepten wäre.

Minister muss für Klarheit sorgen!

Grünbichler erinnert im Interview daran, dass es bereits Konzepte für den Herbst an den Schulen geben würde (zB hier). „Wir brauchen ein gutes Luftmanagement in den Klassenräumen“, erklärt er. Dafür benötigt man Luftreiniger. Diese müssten auch erst beschafft werden bzw. die Bedingungen in den Räumen angepasst werden. Hierfür würde man ein „Investitionskonzept“ benötigen, erklärt er im Interview auf PULS 24.

Auch das bestehende PCR-Test-System müsse laufend evaluiert werden. „Gibt es hier bessere Qualitätskontrollen, bessere Qualitätssicherung?“, meint Grünbichler und spricht die Kritik am bestehenden Schul-PCR-Testsystem an und betont hier die Wichtigkeit von Ringversuchen. Außerdem möchte er wissen, ob die bestehenden Testkapazitäten erhalten bleiben, damit weiterhin zwei- bis dreimal die Woche getestet werden kann, wenn es im Herbst wieder notwendig sein sollte und er möchte wissen, wann man wieder zu einer Maskenpflicht zurückkehren würde. Hier braucht es klare Ziele. „Das sind doch Fragen, die uns alle interessieren“, so der Co-Vorsitzende der Unabhängigen Lehrergewerkschafter:innen der ÖLI-UG.

 

Zudem wäre es sinnvoll, meint Grünbichler, dass es zu Schulbeginn wieder eine „Sicherheitsphase“ gibt, sodass am Schulanfang die Schülerinnen und Schüler bereits getestet in die Schulen kommen, sowie dass das Test-Screening an den Schulen weiterhin bestehen bleibt. Seiner Einschätzung nach hätte man in den „Wellen“ gesehen, dass die Schulen durchaus ein sehr guter Indikator für das Infektionsgeschehen in der Gesamtbevölkerung seien.

Distance Learning in Zukunft vermeiden

„Alle leiden unter Distance Learning“, meint Grünbichler und will dieses so gut es geht vermeiden. „Ich denke, es sollte möglich sein, im dritten Jahr alles dran zu setzten, dass möglichst viel Präsenzunterricht stattfindet“, erklärt Grünbichler. Dafür brauche es aber Investitionen in Luftreiniger und (bei Schulneu- und -umbauten) Lüftungsanlagen jetzt. Um 300 Mio. Euro sind die Schulklassen mit Luftreinigern ausrüstbar. Neben dem Lüften will die ÖLI-UG CO₂-Monitore und Luftreiniger in den Klassenzimmern. Konkret forderte Grünbichler dafür ein Investitionspaket für „Gesunde Luft“ nach US-amerikanischem Vorbild (dieses umfasst in Übersee 122 Milliarden Euro - hier).


Für einen „virenfreien“ Unterricht setzt die Volksschule Gschwendt im steirischen Kumberg seit über einem Jahr erfolgreich auf den Einsatz von Luftreinigern im Klassenraum. Das ganze Projekt ist hier beschrieben [1, 2 und 3]. Die Sinnhaftigkeit von Luftreiniger und wie sie für Klassenräume ausgewählt werden, wird in [4] beschrieben.

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Kommentare: 2
  • #1

    Hannes Grünbichler (Dienstag, 19 April 2022 04:39)

    Es benötigt für die Initiative "Gesunde Luft" (Anschaffungskosten für die Luftreiniger) ca. 300 Mio. Euro für die Schulen und nochmals 200 Mio. für die Kindergärten, also insgesamt 500 Mio. Euro.
    500 Mio. Euro kosten in etwa 20 Testwochen Schul-PCR-Tests bei dreimaliger Testung. Dies bricht Infektionsketten und hält Inzidenzen niedrig.
    Richtig teuer würden nämlich die Behandlungskosten bei Reha oder der Folgekrankheiten (z.B. Diabetes). Alleine in Österreich gibt es wahrscheinlich 200.000 Menschen, die an Long-COVID bereits leiden.

    Können wir uns das leisten? Ja können wir. Alleine die Teuerungswelle spült Milliarden ins Budget unseres Finanzministers (https://orf.at/stories/3260456/).
    Die Zusatzeinnahmen dadurch betragen jedenfalls mehr als 7.5 Mrd. Euro an Lohn-, Einkommens- und Mehrwertsteuer für 2022 und 2023.

    Ich denke, wir sollten uns das leisten. Die US-Regierung hat die Initiative Let’s Clear The Air On COVID gestartet, Italien und nun auch Frankreich stehen dem um nichts nach.

    Warum passiert wieder einmal nichts? Liegt das an der Wissenschaftsfeindlichkeit und an der Gesundheitskompetenz (Health Literacy) von uns Österreichern. Zumindest gehören wir hier europaweit bei beiden zu den Schlusslichtern. Ist aber auch klar, wenn der Politik Hausverstand wichtiger ist als Sachverstand.

  • #2

    Martin (Dienstag, 19 April 2022 22:29)

    Was wir vor allem brauchen ist Vernunft, Gelassenheit und Selbstverantwortung. Nicht jedes Detail wird reglementiert und geplant werden können. Corona wird ähnlich endemisch wie die Grippe werden
    - die Wellen werden mal stärker und mal schwächer ausfallen.

    Das jetzige Schul-Theater ist ein Trauerspiel: OberstufenschülerInnen oder erwachsene Studierende in Kollegs/Abendschulen verbringen das Wochenende gemeinsam in Lokalen, kommen in Fahrgemeinschaften zur Schule, picken stundenlang in den Klassen eng beisammen (alles ohne Tests und Masken) und dann sollen die LehrerInnen die Maskenpflicht am Gang kontrollieren?

    Genauso das lästige Dauertesten: wird offenbar nur aufrechterhalten, weil es die LehrerInnen gratis machen und die Labore noch eine Zeit lang durchgefüttert werden sollen. Würden die LehrerInnen pro Test - so wie Ärzte oder Apotheken - ebenfalls 20 bis 40€ bekommen, wäre der Testunfug schon längst vorbei.